Ein Fahrrad ist nur so gut wie sein Pflegezustand: Dieser Satz gilt auch für E‐Bikes. Die Reinigung der elektrifizierten Räder ähnelt in vielen Punkten denen eines Rades ohne E.
Jedoch gibt es einige Besonderheiten zu beachten, wie der pressedienst‐fahrrad aufzeigt.
Putzen und Pflegen
Ob im Keller eingelagert oder den Winter über durchgefahren: E‐Bikes brauchen vor der ersten Fahrt der Saison eine gewisse Pflege.
Für die Reinigung von grobem Schmutz und Dreck ist lauwarmes Wasser wie bei herkömmlichen Rädern ein probates Mittel. Von einer Reinigung mit Hochdruckgeräten ist abzuraten, da neben den Komponenten auch die Steckverbindungen der stromführenden Kabel beschädigt werden können. „Diese Teile sollten möglichst trocken und keinesfalls mit Kontaktspray gereinigt werden, denn dieses fördert die Korrosion“, erklärt Mareen Werner vom Markenvertreiber Sport Import.
Deshalb gibt es am Markt bereits eigene E‐Bike-Reiniger (z. B. von Tunap Sports; UVP: 16,95 Euro/1.000 ml), die eine besonders schonende Reinigung ermöglichen und dabei speziell die elektronischen Teile und Dichtungen schützen sollen.
Die bei Trekking‐ und City‐E‐Bikes immer beliebteren Riemenantriebe von Gates müssen hingegen lediglich regelmäßig mit Wasser gereinigt werden. Eine zusätzliche Schmierung entfällt.
Kette reinigen
Die Kette ist meist das am hartnäckigsten verdreckte Teil am Fahrrad. Deshalb fängt man bei der Reinigung am besten hier an. Für groben Dreck nutzt man eine spezielle Kettenbürste, die durch die Form ihrer Nylonborsten das Säubern von Kette, Kassetten und Kettenblättern vereinfacht (z. B. „WGr6“ von Voxom, 7,95 Euro). Alternativ geht auch eine alte Zahnbürste.
Anschließend lässt man die Kette einfach durch einen trockenen Lappen laufen und entfernt so das alte Kettenöl und den restlichen Schmutz. Für besonders Reinliche hat Tunap Sports einen extra „Antriebsreiniger“ (12,95 Euro/300 Milliliter) im Programm. Der integrierte spezielle Reinigungspinsel sorgt dafür, dass der Reiniger direkt in die Zwischenräume der Kette gelangt.
Wichtig ist beim Putzen, die Kette gleich auch auf Verschleiß zu überprüfen. Ketten längen sich, vom Rost begünstigt, und müssen deshalb mit der Zeit ersetzt werden. Den Austausch nimmt am besten der Fachmann vor.
Bremsen und Felgen checken
Lassen sich die Bremsen leichtgängig betätigen und greifen sie symmetrisch und kräftig zu? Sind die Bremszüge ausgefranst oder laufen sie nur schwer in den Hüllen? Wenn etwas Öl in die Öffnung am Ende der Zughülle nicht hilft, heißt es: neue Bowdenzüge verlegen.
Die Gelenke an den Bremsgriffen und die Sockel, mit denen Felgenbremsen am Rahmen befestigt sind, vertragen ebenfalls einen Tropfen, ansonsten haben Schmiermittel auf Bremsbelägen und Felgen bzw. den Bremsscheiben nichts zu suchen! Hydraulische Bremssysteme können Luft ziehen und müssen dann von der Werkstatt entlüftet werden.

Auch ob die Speichen noch alle fest sind und unter Spannung stehen, sollte überprüft werden. Bei einem „Achter“ muss nicht nur ein Rad mit Felgenbremsen in die Werkstatt.
Beim Bremsen‐Check lässt sich auch feststellen, ob der Steuersatz richtig eingestellt ist. Dafür zieht man die Vorderbremse und bewegt das Rad bei eingeschlagenem Lenker vor und zurück. Zwischen Rahmen und Vorbau darf es dabei nicht ruckeln. Einstellen und Austausch des Steuersatzes übernimmt dann besser der Fachmann.
Kleine Reifenkunde
„Bei Pedelecs, die aus dem Winterschlaf geweckt werden, sollte man zunächst den allgemeinen Zustand der Reifen prüfen, ob diese spröde bzw. rissig sind oder sonstige Beschädigungen aufweisen. Neben Profiltiefe ist auch der richtige Reifendruck entscheidend“, weiß Marc Jersch, Technical PM bei Haibike.

Um sich hier nicht auf das „Daumengefühl“ zu verlassen, empfiehlt sich eine Standpumpe wie der legendäre „Rennkompressor“ von SKS Germany (UVP: 64,99 Euro). Das integrierte Manometer gibt verlässlich Auskunft über den Reifendruck und der Reifen ist schneller befüllt als mit einer vergleichbaren Handpumpe.
Falls der Pneu genauso schnell wieder Luft verliert oder zu wenig Profil hat, steht ein Austausch an. Mittlerweile bietet der Markt ein breites Sortiment an speziellen E‐Bike‐Reifen. „Durch das höhere Gewicht ist ein robuster, breiterer Reifen sinnvoll, der mehr Komfort und Kontrolle gibt und zudem über einen verbesserten Pannenschutz verfügt“, begründet Marks die Entwicklung.

„In die neue Saison sollte man generell nur mit Reifen starten, die einen optimalen Zustand aufweisen. Ein defekter Reifen führt oft zu Reifenplatzern, die wiederum Unfälle zur Folge haben“, rät Jersch.
Besondere Obacht ist bei S‐Pedelecs (mit Unterstützung bis maximal 45 km/h) geboten: Die Räder gelten als Kleinkrafträder und der Gesetzgeber schreibt deshalb eine Profiltiefe von mindestens einem Millimeter vor. Auch für alle anderen Modelle ist dies ein guter Richtwert. Zudem müssen die im Fahrzeugschein des S‐Pedelecs aufgeführten Reifendimensionen eingehalten werden und die Reifen über eine ECE‐R75‐Zulassung verfügen.
Gut gefedert
Ein Großteil aller E‐Bikes ist serienmäßig mit Federgabel und manchmal sogar mit Hinterbau‐Dämpfer ausgestattet. Um die optimale Wirkung der Federelemente zu erreichen, sollten sie auf den Einsatzzweck und das Gesamtgewicht eingestellt werden.
Markus Riese vom Premium E‐Bike‐Hersteller Riese & Müller – die Firma ist spezialisiert auf vollgefederte E‐Bikes – rät zu folgendem Vorgehen: „Bei luftgefederten Gabeln und Dämpfern sollte der Druck so gewählt werden, dass bei aufsitzendem Fahrer das Federelement zu ca. zehn bis 20 Prozent komprimiert wird. Man spricht hier auch vom Negativfederweg oder englisch ‚sag‘, der Unebenheiten in der Fahrbahn ausgleicht.“
Bei der Einstellung hilft eine spezielle Dämpferpumpe (z. B. „Sam“ von SKS Germany, UVP: 44,99 Euro). Handelt es sich um eine Stahlfedergabel, ist die Federhärte nicht veränderbar. Hier lässt sich lediglich die Vorspannung der Feder einstellen. Ist die Feder grundsätzlich zu weich (die Gabel schlägt an Hindernissen hörbar durch) oder zu hart (die Gabel federt kaum), kann je nach Modell nur die Feder getauscht werden. In diesem Fall berät der Fachhändler.
Schaltung richtig einstellen
Eine kurze Testrunde eignet sich hervorragend, um auch die Gangschaltung einmal zu testen: Einfach alle Gangsprünge einmal durchprobieren. Sollte einer hakeln, heißt es nachbessern.
Bei Nabenschaltungen muss man dabei lediglich den Schaltzug am Schalthebel nachstellen; bei Kettenschaltungen dürfen auch gerne einmal die passenden Schräubchen am Schaltwerk bedient werden.
Wenn sich allerdings nicht mehr in den kleinsten Gang schalten lässt und dabei zusätzlich die Kette überspringt, ist üblicherweise das Schaltauge verbogen. Das Problem löst am besten der Fachmann.
Schraubverbindungen prüfen

Bei filigranen Bauteilen, etwa aus Carbon, ist allerdings Vorsicht geboten: Hier muss unbedingt das angegebene Drehmoment beachtet werden. Entsprechendes Werkzeug ist im Fachhandel erhältlich, hier gibt es unterschiedliche Varianten mit einstellbarem Drehmoment.
Nach ein bisschen Zuwendung ist das Rad bereit für die ersten Touren – die Sie nun sorglos genießen können.
[Text & Fotos: PD-F]
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