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THOK e-Bike MIG eS: Ein Alleskönner im Test

Lesezeit etwa 12 Minuten

Das neue THOK e-Bike MIG eS verspricht, sowohl am Wochenende auf Rennstrecken als auch am Montag auf dem weg zur Arbeit eine gute Figur zu machen. Doch kann es diesem hochgesteckten Anspruch gerecht werden?

Manches dauert eben etwas länger. Das THOK e-Bike MIG eS wurde im Dezember letzten Jahres vorgestellt und stand erst jetzt, im Herbst 2024, endlich für einen Test bereit. Unsere Erwartungen waren hoch. Denn das MIG eS ist das Schwestermodell des MIG-R, das vor einigen Jahren im Test bereits überzeugte.

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Im Wesentlichen unterscheidet sich das MIG ES durch Schutzbleche mit Schnellverschluss, einen Gepäckträger und die Beleuchtung vom sportlichen Schwestermodell. Und natürlich durch die auffällige blaue Lackierung auf, die dem E-Bike aus Italien einen sehr eleganten Look verpasst.



MIG e-S Spezifikationen

  • Shimano E7000-Motor
  • Halbintegrierter 630 Wh-Akku von Shimano mit Schnellverschluss
  • RockShox-Federungen mit einem Federweg von 150 mm vorne und 140 mm hinten
  • SRAM Guide T Vierkolbenbremsen mit 200 mm Scheiben
  • SRAM SX Eagle-Schaltung mit 12 Gängen
  • Gewicht von 23,8 kg ohne Zubehör, zugelassenes Gesamtgewicht von 130 kg (Fahrer, Taschen und Gepäck)
  • THOK CONTROL GEOMETRY für optimierte Fahrdynamik
  • Laufradgrößen 29 Zoll vorne, 27,5 Zoll hinten, ausgestattet mit Schwalbe Johnny Watts 365-Reifen.

Auspacken-Aufbauen-Abfahren!

Der fahrfertige Aufbau des MIG eS ging in etwa einer halben Stunde vonstatten. Nach dem Montieren des Lenkers, der Pedale und des Vorderrads war das Bike startklar. Bevor es zur ersten Fahrt ging, musste das E-Bike aber zur Waage.

Mit 27,32 Kilogramm Gewicht in Rahmengröße „L“ erscheint das E-Mountainbike zunächst schwer. Doch handelt sich um ein vollgefedertes Modell mit Schutzblechen und Gepäckträger – das relativiert das Gewicht.

Die Mehrausstattung macht es deutlich alltagstauglicher – genau das, was man von einem Commuter-E-Bike erwartet. Zum Vergleich: Das Thok MIG-R brachte 24,93 Kilogramm, ebenfalls in Rahmengröße “L”, auf die Waage.



Doch das MIG eS bietet eben auch mehr: Das vordere Schutzblech stützt sich mit Schnellverschlüssen am Gabelholm ab, lediglich an der Gabelbrücke ist es verschraubt. Der Gepäckträger von SKS ist ebenfalls mit Ratschen-Schnellverschlüssen an der Schwinge befestigt. Er lässt sich einfach und schnell mit dem beiliegenden Werkzeug, das praktischerweise direkt am Gepäckträger montiert ist, entfernen.

Die Art der Befestigung über einen Rastenverschluss mit Gurtband ist mir vertraut: Seit vielen Jahren schon benutze ich einen ähnlichen Gepäckträger: Den Freeload aus Neuseeland, den ich zum Beispiel auch beim Candy B Graveller von Frankurt am Main nach Berlin nutzte. Mittlerweile gehört er als “Tour Rack” zum Sortiment von Thule.

Im Gegensatz zum Freeeload beziehungsweise Thule-Träger ist der Träger am MIG eS deutlich filigraner gebaut. Zusätzlich werden werden offenbar mehr Kunststoffteile eingesetzt, wo der Thule auf Alu setzt. Trotzdem macht der SKS-Träger einen guten Eindruck.

Erste Fahrt, erster Eindruck

Schon beim Losfahren merkt man, dass das MIG eS ein echtes E-Mountainbike ist. Der breite Lenker sorgt für eine exzellente Kontrolle, und das hoch montierte Tretlager ergibt eine sehr gute Bodenfreiheit. Die Kehrseite der Medaille: Die Sitzposition ist hoch. Dafür, dass das Anhalten nicht zu einem Balance-Akt wird sorgt die serienmäßig vom Lenker aus fernbedienbare Vario-Sattelstütze.

Besonders hervorzuheben ist die einzigartige Akku-Position: Der Akku befindet sich vor dem Unterrohr und ist durch ein spezielles Cover gut geschützt. Was zunächst wie ein Design-Gimmick wirkt bringt fahrdynamische Vorteile: Der Schwerpunkt wird weiter nach vorne und unten verlagert, was die Handlichkeit verbessert. Das bewies schon das MIG-R beim Test.

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Das Antriebs-System wird über einen großen Taster am Akku aktiviert. Die Steuerung der Unterstützungsstufen erfolgt über kompakte Taster am linken Lenkerende. Das kompakte Display ist durch seine Platzierung innen am Lenker im Bereich des Lenkkopfs optimal geschützt. Die Anzeigen des HMI beschränke sich auf das Notwendigste. Das ist durchaus kein Fehler ist, denn so bleibt das Display sehr übersichtlich.

Fahreigenschaften

Der bewährte Shimano EP Motor bietet eine extrem feinfühlige Unterstützung und sorgt für ein harmonisches Fahrgefühl. Dazu ist er angenehm leise. Die Unterstützungsstufen sind unterteilt in Eco, Trail und Boost. Alle 3 glänzen durch ein sehr direktes Ansprechverhalten. Die Kraft der Boost-Stufe wird am ehesten deutlich wenn es darauf ankommt.

Beispielsweise an einem steilen Wanderweg, der bergab nur geschoben werden soll. Hier gerade zeigt der Shimano Antrieb, was er zu leisten imstande ist. Nicht nur, dass er im Boost-Modus kräftig unterstützt, sondern vor allem die hervorragende Dosierbarkeit des Motors bei einer kurzen Trial Passage. Trotz der steilen Wegstrecke reicht mir der 3te Gang. ich hätte also noch 2 Gänge zur Verfügung, das heißt, den „Rettungsring“ brauche ich hier nicht.

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Oben, am Ende der Steilstrecke wartet eine tief ausgewaschene Spurrinne. Dank des hochplatzierten Tretlagers ist diese Passage kein Problem. Durch das hohe Tretlager ist es auch möglich, auf normaler Strecke während der Kurvenfahrt zu treten. Im Gegensatz zum Charger 3 GT, bei dem ich immer mal wieder mit dem kurveninneren Pedal aufsetze.

Auf meiner Tour geht es weiter, trotz frischem Gegenwind genieße ich die Fahrt und die gute Übersicht. Der breite Lenker liegt gut zur Hand, die Fahrposition ist angenehm sportlich, ohne auf Dauer zu ermüden.

Federungskomfort

Über Feld, Wald und Wiesenwege geht es weiter Heimat. Die Strecke ist mir bekannt und deshalb kann ich sie auch genießen – trotz, oder gerade wegen der Schlaglöcher:

Hier wird schnell deutlich, dass die Vollfederung hervorragend abgestimmt ist und sogar mit Beladung am Heck jede Unebenheit der Strecke gut ausbügelt. Das ist umso bemerkenswerter, da die Beladung am Heck die ungefederten Massen erhöht, was prinzipiell zum weniger sensiblen Ansprechen der Federung führt. Doch beim Thok MIG eS ist davon kam etwas zu merken.

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Ich führe das auch auf die von THOK so genannte “TPS” (Thok Progressive System) Hinterrad-Kinematik zurück. Und auch darauf, dass das Fahrwerk vom Werk aus auf mein Gewicht abgestimmt wurde. Wer schon einmal ein Fully selbst abgestimmt hat, weiß, dass das eine aufwendige Arbeit sein kann.

An dieser Stelle ein dickes Lob an Silvano, der das Fahrwerk perfekt eingestellt und auch die entsprechenden Werte dokumentiert mitgeliefert hat. Das ist übrigens ein Service, den jeder Käufer eines THOK genießt.

Wie beim MIG-R ist die Fahrwerksgemometrie auf guten Geradeauslauf getrimmt, die Gabel steht vergleichsweise flach. Die Bereifung mit unterschiedlichen Laufradgrößen vorne unten hinten („Mullet-Bereifung“) sorgt durch das große Vorderrad für gute Steuerbarkeit und durch das kleinere Hinterrad für gute Traktion.

Performance bergab

Mittlerweile habe ich mein Testgefälle erreicht. Zu Beginn wartet eine fiese Bodenwelle. Dort nehme ich normalerweise das Tempo raus und gehe aus dem Satte. Doch heute habe ich ein Fully unter dem Hintern und bügle einfach drüber. Die Federung schluckt die Welle, doch ein laut klackendes Geräusch vorne überrascht mich: Beim starken Einfedern bekommt das Schutzblech offenbar Kontakt mit der Gabelbrücke. Das hat keinen Einfluß auf die Fahrstabilität, bedingt aber etwas Gewöhnung.

Das MIG eS nimmt schnell Fahrt auf. Ich schaltge die Gänge nach und nach durch. Die Rechtskurve lässt sich locker und souverän umrunden. Das Fahrwerk bleibt unbeeindruckt, es kommt keinerlei Unruhe auf. Die grobstollige Reifen surren vernehmlich und kurz vor der 90-Grad Linkskurve zeigt das Display 48 km/h!

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Jetzt müssen die Bremsen zeigen, was sie können. Gut dosierbar und kräftig verzögern sie das E-MTB. Die Geometrie des Fahrwerks und die Kinematik der Schwinge, sicherlich auf das Gewicht der Packtaschen, sorgen dafür, dass das Hinterrad am Boden und das Bike auch beim starken Ankern stabil und berechenbar bleibt. Wow!

Performance bergauf

Natürlich will ich wissen, wie sich das Fahrrad an dem umgekehrten Weg schlägt. Deshalb drehe ich direkt um und nehme den umgekehrten Weg bergauf in Angriff. In maximaler Unterstützungsstufe schalte ich die Gänge nach und nach durch, das Fahrrad nimmt schnell Geschwindigkeit auf. Mit etwa 25 KMH pfeile ich bergauf bis ersten Linkskurve. Hier sinkt die Geschwindigkeit deutlich ab. Schließlich komme ich mit knapp 18 Kilometer pro Stunde über die Kuppe.

Das ist weniger als mit dem Charger 3 GT oder dem Himiway. Allerdings, und das muss man auch ganz klar sagen, „power is nothing without control“: Der Shimano Antrieb lässt sich deutlich besser dosieren – der Krafteinsatz erfolgt berechenbarer als das beispielsweise bei dem bärigen Bosch Performance Line CX in der höchsten Unterstützungsstufe der Fall ist. In manchen Situationen ist das einfach zu viel des Guten – und kann manchen auch mal überfordern.

35% Steigung!

Normalerweise fahre ich jetzt über eine Brücke am jenseitigen Flußufer weiter. Das ist heute leider nicht möglch: Der Radweg ist gesperrt. Also bleibe ich auf dieser Seite – ein Glücksfall, wie sich herausstellt. Denn nach wenigen Kilometern erreiche ich ein 35%ige Steigung!

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Das ist eine Gelegenheit, die ich mir nicht entgehen lasse! Mit abgesenkte Sattelstütze und weit nach hinten gelehnt fahre ich das Steilstück langsam hinunter. Unten drehe ich, lasse die Stütze unten, die Unterstützung steht auf Boost, Gang 4 ist eingelegt. Ich atme tief durch – ob das Thok MIG eS diese Herausforderung schafft?

Und los geht es: Der Antrieb setzt sanft ein, der Weg wird steiler. Mit weit nach vorn über den Lenker geneigten Körper trete ich in die Pedale. Mirt ist bewußt, dass diese Position das Hinterrad entlastet, was der Traktion nicht förderlich ist. Die Straßenbauer haben jedoch vorgesorgt und in regelmäßigien Abständen Schwellen einbetoniert- so hat der hintere Pneu immer wieder Gelegenheit, sich abzustützen.

Für die letzen Meter brauche ich tatsächlich den “Rettungsring” doch am ende meistert das MIG eS diese Prüfung! das Zusammenspilel von Fahrwerk, Motor und gelungener Abstimmung der Gänge sorgte für eine beeindruckende Performance .

Praktische Details

Der serienmäßig verbaute Hinterbauständer ermöglicht ein einfaches und sicheres Abstellen des Bikes. Die mitgelieferten Packtaschen sind hochwertig verarbeitet und leicht zu montieren. Der Gepäckträger mit Schnellverschlüssen zeigt sich in der Praxis als äußerst funktional. Im Rahmendreieck ist Platz für einen Flaschenhalter oder alternativ für ein Faltschloß – für Pendler sich er die bessere Wahl.

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Je nach Einsatzzweck kann jedoch die Zuladung von 12 kg am Heck zu wenig sein: Fürs alltägliche Pendeln sicher ausreichend. Für den Wocheneinkauf gibt es aber besser geeignetere E-Bikes.

Fazit

Thok ist aus meiner Sicht eine der am meisten unterschätzten E-Bike-Marken. Das THOK e-Bike MIG eS hält, was es verspricht: Es ist sowohl für sportliche Ausfahrten im Gelände als auch für den täglichen Weg zur Arbeit bestens geeignet. Die Kombination aus durchdachtem Design, robusten Komponenten und praktischen Details macht es zu einem verlässlichen Begleiter in jeder Situation.

Das MIG eS überzeugt auf unterschiedlichstem Terrain, am wohlsten scheint es sich auf Feldwegen und ruppigeren Radwege zu fühlen.

Die hydraulischen Scheibenbremsen arbeiten präzise und kraftvoll. Die SRAM SX-Schaltung mit 12 Gängen zeigt sich sowohl auf steilen Anstiegen als auch in der Ebene als sehr gut abgestimmt. Der Schaltkomfort liegt auf hohem Niveau, die 12 Gänge sind praxisgerecht abgestuft.

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Mit E-Antrieb und bei moderaten Steigungen benötigte ich meist nur die Gänge 4 bis 12. Der “Rettungsring” kam nur an der 35%-Steigung zum Einsatz, die das E-Bike aus Italien sehr gut meisterte. Die feinfühlige Dosierbarkeit des Shimano-Antriebs ist ein klarer Pluspunkt.

Trotz kleinerer Schwächen, wie dem etwas weniger kraftvollen Motor (was nur im direkten Vergleich auffällt) oder der Zuladung von 12 kg am Heck überzeugt das MIG eS durch seine insgesamt sehr harmonischen Fahreigenschaften und den hohen Komfort on the road.

Nach der Demontage von Schutzbelchen und Gepäckträger (eine Sache von Minuten) ist es Off-Road ein E-MTB das extrem viel Vertrauen vermittelt und enorm Spaß macht. Zwei E-Bikes im einem: Thok hat es tatsächlich geschafft, Gratulation!

Freue dich also darauf, dieses vielseitige E-Bike auszuprobieren – es wird dich nicht enttäuschen!

Preis & Verfügbarkeit

Das MIG e-S ist in der Farbe „Powder-blue“ in vier verschiedenen Größen zu einem Preis von 4.490 € verfügbar und kann über die Webseite von THOK oder bei den Vertragshändlern erworben werden. Eine Ratenzahlung ist möglich, und beim Kauf auf Finanzierung kann eine Versicherung gegen Diebstahl und Feuer abgeschlossen werden.

Noch mehr Informationen und Details gibt es auf der THOK-Webseite.

[Text: [at], Fotos: VeloStrom]

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Alexander Theis
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